Am Samstag, 28. September, von 13 bis 17 Uhr stand der Broitzemer Festplatz wieder ganz im Zeichen des Apfels. Schließlich müssen die Früchte der Arbeit gezeigt und unter die Menschen gebracht werden. Seit über 20 Jahren werden ehrenamtlich Obstwiesen in Broitzem und Stiddien gepflegt, um gesundes und leckeres Obst zu erhalten. Die Flächen müssen gemäht, die Bäume geschnitten und ausgefallene Bäume ersetzt werden. Für das Apfelfest müssen Äpfel gesammelt und zum Mosten gebracht werden. Der fertige Apfelsaft muss abgeholt und gelagert werden. Viele helfende Hände haben dazu beigetragen, dass alles wieder reibungslos funktioniert hat und der Apfelsaft in 5-Liter-Kartons beim Apfelfest angeboten werden konnte.
Dass Obstwiesen zur Artenvielfalt beitragen und die Landschaft bereichern ist allgemein bekannt, aber auch der Schutz der Natur ergibt sich bei einem Kulturbiotop nicht von allein. Auf den Obstwiesen bieten Nistkästen für Vögel und Fledermäuse Unterschlupf, sie müssen jedes Jahr gesäubert werden. Für Waldeidechsen sind Lesestein- und Holzhaufen aufgeschichtet worden, aber auch anderen Tierarten nutzt das. Ameisen leben in den Steinhaufen und bieten dem Grünspecht Nahrung. In und unter den Holzhaufen überwintern Molche, Frösche und Kröten. Neben dem Naturschutz und der Produktion von gesundem Obst steht bei all den Aktivitäten das Gemeinschaftliche im Mittelpunkt. Gemeinsam auf den Obstwiesen tätig zu sein, das Wachsen und Gedeihen zu sehen und die Artenfülle zu erleben, gibt ein gutes Gefühl und erfüllt alle mit Freude. Das zu präsentieren, ist allemal ein Fest wert.
Spiel und Spaß, Essen und Trinken durften natürlich auch nicht zu kurz kommen. Es wurde Kaffee und Kuchen und Bier und Bratwurst angeboten. Für Kinder gab es eine Hüpfburg, einen Pavillon mit Kindermobiliar und Ausstattung zum Basteln und Malen. Die Braunschweigische Landessparkasse hatte mit viel Mobiliar auch in diesem Jahr wieder das Apfelfest unterstützt. Den größten Spaß aber hatten die Kinder beim Zerkleinern der Äpfel und dem anschließenden Mosten. Vor allem, weil gleich der Apfelsaft probiert werden konnte. Von Pro Natur Braunschweig Südwest wurde an einem Infostand über die Obstwiesen und ihre ökologische Bedeutung informiert. Verschiedenen Apfelsorten konnten probiert werden. Da auf beiden Obstwiesen auch Bienenvölker stehen, wurde auch wieder Honig angeboten.
Wer noch Apfelsaft von den Obstwiesen haben möchte, kann ihn bei Helga Abel bekommen, Telefon 0531 680 2122. Wir freuen uns auf das 4. Apfelfest im nächsten Jahr.
Klaus Hermann, Pro Natur Braunschweig Südwest e.V.
Am 21. Oktober 2023 fand gemeinsam mit dem Familienzentrum Broitzem unser 2. Apfelfest auf dem Broitzemer Festplatz statt. Wir waren spät dran und die Wetterprognose sah nicht gut aus, aber um 11 Uhr klarte es auf und die Sonne schien. Die Äpfel waren diesmal schon vorher vermostet worden. Auf den von Pro Natur Braunschweig Südwest gepflegten Obstwiesen am Wiesenweg und in Stiddien gab fast keine Äpfel, aber entlang der Steinbergstraße und anderen öffentlichen Flächen trugen einige Bäume. Der Apfelertrag war bei weitem nicht so hoch wie im letzten Jahr. Das ist Natur, damit müssen wir leben. In diesem Jahr hatten wir nur 116 Apfelsaftkartons, im letzten Jahr waren es 536. Damit möglichst viele unseren Apfelsaft genießen können, gab es pro Person nur einen Karton. Hoffentlich fällt im nächsten Jahr die Ernte wieder besser aus.
Das Familienzentrum hatte wie im letzten Jahr die Kinderbetreuung übernommen. Es wurde gebastelt und gespielt. Zum Austoben stand eine Hüpfburg bereit. Für die Kinder hatten wir eine Handpresse. Beim Kleinschneiden der Äpfel und Auspressen des Saftes waren sie mit Begeisterung dabei. Schade war jedoch, dass leider keine Äpfel aus der Bevölkerung angeliefert wurden. Da müssen wir mehr Werbung machen. Vielleicht sah in den Hausgärten die Ernte aber auch nicht so gut aus.
Für Essen und Trinken war dank der Kuchenspenden und den köstlichen internationalen Speisen von der Pizzeria La Gondola aus Timmerlah gesorgt. Bedanken müssen wir uns bei Dorothea Gawlitta und dem Familienzentrum. Sie haben wieder großartige Arbeit bei der Kinderbetreuung geleistet. Und bedanken müssen wir uns auch bei Christof Gaebel vom SV Broitzem, der uns wieder ganz unkompliziert bei der Logistik unterstützt hat. Die Braunschweigische Landessparkasse hatte wieder Pavillons, Sitzgelegenheiten, Hüpfburg und Bastelmaterial für die Kinder bereitgestellt. Als Verein können wir stolz darauf sein, dass wir wieder dank vieler helfenden Hände, der Unterstützung mit Kuchenspenden und der Bereitstellung von PKW und Anhängern eine schöne Veranstaltung durchführen konnten.
Unser 3. Apfelfest findet am Samstag, 28. Sept. 2024, statt.
– in 50 Jahren vom Schädling zur vom Aussterben bedrohten Art
Am Montag, 13. März 2023, hielt Diplom-Biologe Uwe Kirchberger im Gemeinschaftshaus Broitzem einen sehr informativen Vortrag. Die Folien zum Vortrag sind nun auf der Internetseite der Stadt Braunschweig veröffentlicht worden.
Der Name des Feldhamsters (Cricetus cricetus) geht auf das althochdeutsche Wort hamastro (Kornwurm) zurück. Er bewohnt Steppen und offene Kulturlandschaften und besiedelt in Deutschland ausschließlich die Agrarlandschaft. Somit ist er in besonderem Maße auf die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen angewiesen.
Noch vor 50 Jahren war der Feldhamster weit verbreitet und es wurden Prämien für erlegte Tiere gezahlt. 1984 wurde der Feldhamster dann auf der Roten Liste Deutschlands als „gefährdet“ und zehn Jahre später als „stark gefährdet“ eingestuft. Inzwischen sind die Vorkommen so selten geworden, dass der Feldhamster weltweit vom Aussterben bedroht und streng geschützt ist.
Das südliche Stadtgebiet von Braunschweig gehört noch zu den wenigen, sehr bedeutsamen Feldhamstervorkommen in Niedersachsen. Durch gezielte Schutzmaßnahmen können Feldhamster in ihrem Lebensraum erhalten bleiben. Auf Kernbiotopflächen wie in Broitzem existieren seit vielen Jahren gute Bestände.
Timmerlaher Bruch – Anfang der 1990er Jahre wurde Acker in Grünland umgewandelt
Vor 30 Jahren sah die Landschaft im Südwesten Braunschweigs noch anders aus. Die kurze Zusammenstellung soll zeigen, was sich in dieser Zeit verändert hat und wie Ort und Landschaft gestaltet und mehr „Natur“ entstehen kann. Broitzem war von Ackerflächen umgeben, eine Ortsrandeingrünung fehlte vollständig. Bis in die 1980er wurden Baugebiete ohne Eingrünung ausgewiesen. Auch eine Begrünung der Straßen fehlte. In der Landschaft gab es nur noch Acker, das wenige Grünland, das es einmal in Broitzem gab, war schon lange zu Ackerland umgewandelt worden. Entlang der Feldwege gab es weder Baum noch Strauch. Nur an den Straßen nach Stiddien, Geitelde und Rüningen standen Obstbäume und Linden. Flurbereinigungen Groß Gleidingen und Broitzem Die ersten Veränderungen zu mehr Natur in der Landschaft gab es Ende der 1980er Jahre durch das vom Amt für Agrarstruktur durchgeführte Flurbereinigungsverfahren Groß Gleidingen, zu dem auch Flächen in der Timmerlaher Gemarkung gehörten. Ziel des Verfahrens war es zwar, landwirtschaftliche Flächen zusammenzulegen und Feldwege auszubauen, es konnten aber auch Naturschutzmaßnahmen und die dafür erforderlichen Grundstücksankäufe gefördert werden, was von der Gemeinde Vechelde und der Stadt Braunschweig auch in Anspruch genommen wurde. Insgesamt wurden so 42 ha Acker in Biotopfläche umgewandelt. Die gesamte Niederung des Fuhsekanals von der Straße Teufelsspring bis zum Stichkanal nach Salzgitter wurde in Sukzessionsfläche und extensiv zu nutzendes Grünland umgewandelt. Fünf Landschaftsteiche wurden angelegt und im gesamten Bereich Gehölzpflanzungen vorgenommen. Vom Fuhsekanal bis zum Gleidinger Holz wurden entlang der Stadt- bzw. Gemeindegrenze Hecken gepflanzt. Anfang der 1990er wurde das Flurbereinigungsverfahren Broitzem vom Amt für Agrarstruktur eingeleitet. Diesmal in der Gemarkung Broitzem und Teilen der Gemarkung Stiddien. Dabei wurden weitere Ackerflächen am Fuhsekanal aufgekauft und in extensiv zu nutzendes Grünland umgewandelt. Heute grasen auf den Flächen Gallowayrinder. Entlang der Gemarkungsgrenze Broitzem – Stiddien wurde zwischen Wiesenweg und der Straße von Broitzem nach Stiddien entlang des Grenzgrabens ein breiter Streifen aus der Ackernutzung genommen und eine Heckenpflanzung vorgenommen. Kurze Heckenstücke und Bäume wurden auch am neu ausgebauten Wiesenweg gepflanzt, der bis in die Gemarkung Stiddien verlängert wurde, so dass nun eine Verbindung zur Straße Teufelsspring entstand. Durch das Flurbereinigungsverfahren konnten auch Flächen getauscht und ausgewiesen werden, um das Neubaugebiet am Steinberg, den Radweg nach Stiddien und die Wegeverbindung am westlichen Ortsrand von der Stiddienstraße zum Wiesenweg anzulegen.
Neue Baugebiete Durch Neubaugebiete, nicht nur in Broitzem, ergaben sich weitere naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen durch die Stadt Braunschweig, so dass mittlerweile die gesamte Niederung des Fuhsekanals aus der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung genommen worden ist. Auch wurden die neuen Broitzemer Baugebiete eingegrünt. Nun ist es möglich, um den gesamten Ort auf schön begrünten Wegen zu gehen. Und eine Besonderheit gibt es noch auf dem Steinberg. Da sich Feldhamster auf den guten Ackerböden in Braunschweigs Südwesten wohl fühlen, muss bei Verlust des Lebensraums neuer geschaffen und Hamster unter Umständen umgesiedelt werden. Dies ist mit dem Hamsterfeld zwischen Funkturm und Steinbergsiedlung geschehen, die ehemalige Ackerfläche wird seit einigen Jahren „hamsterfreundlich“ bewirtschaftet; wovon auch viele andere Säugetiere, Vögel und Insekten profitieren.
Naturschutzgruppe In Broitzem gibt es seit einigen Jahren eine kleine Naturschutzgruppe, die in lockerer Verbindung zueinander steht und neben der Pflege der Obstwiesen am Wiesenweg und in Stiddien immer mal wieder kleine Naturschutzprojekte durchführt. Angefangen hatte es mit den beiden Obstwiesen 2001 in Stiddien und 2007 in Broitzem. Seitdem finden Arbeitseinsätze statt, um die beiden Wiesen naturschutzgerecht zu entwickeln. Seit einem Jahr werden die Äpfel vermostet und der Saft kann erworben werden. 2013 wurde ein Nisthilfenprojekt durchgeführt. In der Großen Grubestraße wurde ein Artenschutzturm errichtet, der Vögeln, Fledermäusen und Insekten Wohnraum bietet. Ein Wildbienenhotel wurde auf dem Steinberg aufgestellt und viele Nistkästen wurden angebracht. Seitdem brüten Falken erfolgreich an der Scheune am Ortsausgang Richtung Stiddien. Teiche wurden angelegt und Biotopholz für die entlang des Fuhsekanals vorkommenden Waldeidechsen in die Landschaft gebracht. Ein besonderer Erfolg ist die Ansiedlung von Laubfröschen. 2016 wurden mit behördlicher Genehmigung Kaulquappen in einem Teich auf der Obstwiese in Stiddien ausgesetzt. Nun kommen sie mittlerweile in sechs Teichen zwischen der Stadtgrenze im Westen und dem Broitzemer Ortsrand vor. Auch die Ansiedlung des Storches war von Erfolg gekrönt. Im November 2019 wurde auf der Rinderweide am Wiesenweg ein Storchenhorst aufgestellt. Im Frühjahr 2020 schaute schon Pärchen vorbei und in diesem Jahr wurden die ersten zwei Jungstörche erfolgreich aufgezogen.
Vogelwelt wird reichhaltiger Besonders die Vogelwelt hat von den vielen Naturschutzmaßnahmen profitiert. In den Grünanlagen an den Rändern der Neubaugebiete finden sich vor allem Blau- und Kohlmeisen, Mönchs- und Klappergrasmücken; ab und an lassen sich Dompfaffen, Schwanzmeisen und Grünspechte sehen. Entlang des Wiesenweges und im Timmerlaher Bruch leben Goldammern, Schwarzkehlchen und Neuntöter. In den Röhrichten am Fuhsekanal kann man Teichrohrsänger, Rohrammer und Feldschwirl hören, sehen kann man sie meist nicht. Dafür aber den Kuckuck, wie er nach den Nestern der Röhrichtbewohner sucht, um hier seine Eier abzulegen. Auch die Nachtigallen und der Gelbspötter, die sich gern in etwas dichteren Gehölzbeständen aufhalten, sind regelmäßig zu hören. Die Vogelwelt hat sich durch die vielen Naturschutzmaßnahmen gut entwickelt. Es sind aber auch mindestens zwei Arten in den letzten 20 Jahren verschwunden. Feldsperlinge und Türkentauben kommen in Broitzem nicht mehr vor.
Gib der Natur ein Zuhause – da wo du lebst. Es gibt also noch einiges zu tun, um unseren Stadtbezirk weiterhin lebens- und liebenswert zu gestalten. Wer mehr erfahren oder in der Naturschutzgruppe aktiv werden möchte kann sich gern melden. vorsitz@pronatur-bs-sw.de, 0170 265 9565