Die Rückkehr des Bibers in das Braunschweiger Stadtgebiet

Vortrag am 22.02.2024 im Gemeinschaftshaus Broitzem

Auf Einladung von Pro Natur Braunschweig Südwest referierte Klaus Borchert, Mitglied in der Arbeitsgruppe Biber im NABU-Kreisverband Gifhorn, über die Einwanderung des Bibers in das Braunschweiger Stadtgebiet. 46 Zuhören waren gespannt auf die Beantwortung des etwas provokant gehaltenen Vortragstitel „Biber – ökologische Bereicherung oder Landplage?“

Bis auf eine kleine Restpopulation an der Elbe war der Biber in ganz Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgerottet. Durch intensive Schutzbemühungen ehrenamtlicher Biberbetreuer und die Ausweisung von Naturschutz- und Biberschongebieten kam es seit den 1970er Jahren zu einem kontinuierlichen Bestandsanstieg, sodass in den letzten 40 Jahren ca. 500 Biber erfolgreich in Deutschland, den Niederlanden und Dänemark angesiedelt werden konnten. Die Ausbreitung des Bibers in unserer Region erfolgte jedoch über natürliche Wanderungen. In vielen Bereichen hatte sich durch Naturschutzprojekte, die Ausweisung von Gewässerrandstreifen und naturschutzfachliche Kompensationsmaßnahmen der Lebensraum so verbessert, dass sich in den letzten 20 Jahren Biber von der Elbe über Ohre und Aller bis in Schunter und Oker neu ansiedeln konnten. Der erste Nachweis im Braunschweiger Stadtgebiet erfolgte im Frühjahr 2015 in Querum. Dort waren die typischen Fraßspuren gefunden worden.

Klaus Borchert ging in seinem Vortrag vor allem auch auf den Südwesten Braunschweigs ein. Die Oker südlich von Braunschweig ist wahrscheinlich über den Umweg Mittellandkanal, Stichkanal Salzgitter und Fuhsekanal erreicht worden. Belege, dass der Biber die Innenstadt durchquert hat, gibt es bisher keine. Seit 2019 gibt es ein Revier in den Groß Gleidinger Sandgruben und seit 2021 ein Revier bei Stöckheim und Leiferde. Im Bereich Rüningen, Melverode, Südsee könnte sich ein weiteres Revier entwickeln, ebenso in Riddagshausen und am Ellernbruchsee. Den Fuhsekanal und den Thiedebach wird der Biber dabei als Streifgebiet nutzen.

Biber an der Oker bei Leiferde im Frühjahr 2023 (Foto Harald Schweingruber)

Biber an der Oker bei Leiferde im Frühjahr 2023 (Foto Harald Schweingruber)

Biber sind reine Vegetarier. Sie werden bis zu 30 Kg schwer und erreichen eine Körperlänge von 100 cm ohne ihren abgeplatteten Schwanz. Sie leben monogam im Familienverband und nutzen ein festes Revier, das sie gegen andere Artgenossen intensiv verteidigen. Mit drei Jahren sind Biber geschlechtsreif. Die Paarung findet im Februar/März statt. Gut drei Monate später werden 1 bis 4 Junge geboren. Die Jungen des Vorjahres bleiben im Revier. Sie müssen jedoch mit 2 Jahren abwandern, sich ein biberfreies Gewässer suchen und auf einen Partner warten. Biber sind dämmerungs- und nachtaktiv. Deshalb werden sie häufig nicht bemerkt. Ihre leicht zu entdeckenden Nagespuren an Gehölzen verraten aber ihre Anwesenheit. Weitere Indizien, dass der Biber angekommen ist, sind ihre Futterplätze und ihre Wege zwischen Gewässer und Nahrungsgebiet.

Biberbaue sind hingegen schwieriger zu finden. Der Eingang befindet sich zum Schutz vor Fressfeinden immer unterhalb des Wasserspiegels. Wenn das Wasser tief genug ist, werden reine Erdbaue angelegt. Ansonsten wird der Bau teilweise oberirdisch gebaut und mit Ästen und Schlamm abgedeckt. Mit dem Dammbau reguliert der Biber den Wasserstand. Meist werden sie aber nur in Gräben und flachen Gewässern angelegt, um den Eingang seines Baues unter Wasser zu halten. Dabei können in der intensiv genutzten Kulturlandschaft Probleme durch Vernässung angrenzender Flächen entstehen. Wenn genügend breite Gewässerrandstreifen vorhanden und Bäche und Flüsse renaturiert sind, ist aber ein konfliktfreies Miteinander möglich. Die Aktivität der Biber führt dann zu einer Verbesserung des Lebensraumes für viele andere Arten.

Der sehr anschauliche und mit vielen kurzen Filmbeiträgen bestückte Vortrag hat gezeigt, dass Biber eine Bereicherung für unsere Kulturlandschaft sind. Alle Vortragsbesucher werden jetzt einen anderen Blick auf Oker, Südsee und Fuhsekanal haben und genauer hinschauen, ob Biberspuren zu entdecken sind. Und wenn man in der Dämmerung unterwegs ist, kann vielleicht sogar ein Biber gesehen werden; so scheu sind sie gar nicht.

Klaus Hermann

Ansiedlung des Laubfrosches (Hyla arborea) in der Niederung des Fuhsekanals

Ansiedlung des Laubfrosches (Hyla arborea) in der Niederung des Fuhsekanals

Im Stadtgebiet von Braunschweig waren seit Jahrzehnten keine Laubfroschvorkommen mehr bekannt. Es wurden lediglich einzelne Tiere kartiert, bei denen es sich wahrscheinlich um wandernde oder ausgesetzte Einzeltiere gehandelt hatte. Durch erfolgreiche Wiederansiedlungen in den 2010er Jahren in der Schunterniederung und in Riddagshausen wurden im Frühjahr 2015 Überlegungen angestellt, ein Wiederansiedlungsprojekt in der Fuhsekanalniederung zu beginnen. Entlang des Fuhsekanals zwischen Broitzem und der westlichen Stadtgrenze wurden zwischen 1990 und 2005 durch das Flurbereinigungsverfahren Groß Gleidingen Ackerflächen in extensives Grünland und Sukzessionsfläche umgewandelt. Es wurden zwei Obstwiesen und eine Reihe von kleinen Teichen angelegt. Ergänzt wurden diese Umgestaltungen durch Kompensationsmaßnahmen der Stadt Braunschweig, die im Rahmen von Bauleitplänen angelegt wurden.

Mehr lesen

Weißstorch in Broitzem

Es ist nicht bekannt, ob in Broitzem jemals Störche gebrütet haben. In der Großen Grubestraße bei Dr. Kellner wurden 1930 zwei Störche auf dem Hausdach fotografiert.

Im November 2019 ist am Wiesenweg ein Storchenhorst aufgestellt worden. Im Frühjahr 2020 hatte ein Pärchen den Horst besetzt, aber nicht gebrütet. 2021 hat dasselbe Storchenpaar zwei Junge erfolgreich großgezogen. Papa war Storch Nummer 8T206, der im Frühjahr 2018 in Delbrück-Ostenland, Landkreis Paderborn, nestjung beringt wurde.

2022 ist die Brut nach vier Wochen abgebrochen worden. Die Gründe dafür sind unbekannt. Entweder ist ein Waschbär am Stamm hochgeklettert, was aber durch die am Stamm angebrachte Folie unwahrscheinlich ist, oder ein Roter Milan ist für den Brutabbruch verantwortlich.

Aber die Störche sind uns treu geblieben, Anfang März 2023 war 8T206 mit seiner Partnerin wieder da. Und die beiden haben erfolgreich drei Junge großgezogen. Im August hat sich dann der Familienverband aufgelöst und alle sind eigene Wege gegangen.

8T206 kann man sich merken, ein schöner Name ist es aber nicht. Wir hatten zu Namensvorschlägen aufgerufen. Der Vorschlag von Monika Göring hat die meiste Zustimmung bekommen. Die beiden heißen nun Paul und Pauline.